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Berühmt und gefürchtet: das Ulfberht-Schwert

Verheißungsvolle Schriftzüge, beeindruckende Schärfe und ein rätselhafter Stahl. Der Stoff, der Legenden schafft. Das Ulfberht-Schwert scheint wie aus einem phantastischen Epos entnommen. Doch archäologische Funde und historische Schriftzeugnisse belegen den faszinierenden Hintergrund um das vermutlich beste Schwert des europäischen Frühmittelalters.

Ulfberht – Seiner Zeit weit voraus

Das Ulfberht-Schwert erlebte seine Blütezeit zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert. Das lässt Geschichtsinteressierte aufhorchen. In dieselbe Zeitspanne fällt die Epoche der skandinavischen Raub- und Eroberungszüge. Diese versetzten Nord- und Mitteleuropa in Angst und Schrecken. Nicht umsonst wird das Ulfberht-Schwert daher auch als “Wikingerschwert” bezeichnet. Doch wer dabei das grobschlächtige Hackwerkzeug vermeintlicher Barbaren imaginiert, könnte die historische Realität nicht weiter verfehlen.

Das Ulfberht-Schwert war seiner Zeit um mehr als ein halbes Jahrtausend voraus. Eine robustere Klinge hatte es bis dato nicht gegeben. Doch was macht die besonderen Eigenschaften dieses technologischen Vorreiters aus?

Das Schwert des Frühmittelalters

Die zeitgenössischen Schwerter des Frühmittelalters bestanden aus aufgekohltem Eisen oder zusammengeschweißten Formen von Kompositstahl. In Ermangelung fortschrittlicher metallurgischer Verfahren, hatten die meisten mittelalterlichen Schmiede keine Möglichkeit, abgebautes Eisen effektiv von Gesteinsresten zu trennen. Die so verbleibende Schlacke trug sich bis in die Schmiedeerzeugnisse fort. Sie führte zu porösen und unflexiblen Klingen. Für Abhilfe sorgten nur schwer zugängliche Verbundtechniken wie die Damaszierung. Dabei wurden mehrere, verschieden geartete Metallschichten in einem aufwendigen Verfahren übereinander geschweißt, um die Nachteile des Rohmaterials auszugleichen. Ähnlich verhielt es sich mit den berühmten japanischen Katana-Klingen. Die Ulfberht-Schmiede hatten dieses Problem nicht.

Durch den Gebrauch verbesserter Rennöfen vermochten die Meister des Ulfberht-Schwerts, Eisen in hoher Konzentration aus dem Roherz zu extrahieren. Durch die gezielte Hinzugabe von Kohlenstoff gelang es ihnen, massiven Tiegelstahl zu erschaffen, der sich für die Herstellung außerordentlicher Klingen eignete. Durch das neuartige und wohlbehütete Verfahren mussten die Schmiede nicht länger viele Schichten minderwertigen Eisens übereinander betten. Stattdessen hantierten sie mit einer einzelnen, nahezu bruchsicheren Materialstruktur, die besonders flexible Klingen zuließ. Dies sollte sich auf Feldzügen als unerlässlicher Vorteil erweisen.

Die ideale Form

Das Ulfberht-Schwert bestand nicht nur aus dem vortrefflichsten Stahl seiner Zeit. Es verfügte außerdem über eine innovative Form, die Überlegenheit auf dem Schlachtfeld bewies. Im Gegensatz zu anderen zeitgenössischen Schwertern, verfügte das Ulfberht-Schwert über eine sich stark verjüngende Klinge. Die so entstehende Spitze vermochte, zwischen die Ringe von Kettenhemden zu dringen. Experimente haben gezeigt, dass ein gezielter Stoß mit einem Ulfberht-Schwert sogar einzelne Nieten aus einer robusten Kettenrüstung sprengen kann. Die Plattenpanzer des Hochmittelalters waren noch nicht im Umlauf. Daher gab es keine zeitgenössische Rüstung, die dem Ulfberht-Schwert widerstehen konnte.

Einzig ein wehrhafter Schild vermochte seinerzeit, die gröbsten Treffer abzufangen. Ein Schild war nicht einfach nur eine hölzerne Scheibe, an der gegnerische Angriffe abprallten. Es konnte diese auch einfangen. Etwa indem Hiebe im Holz stecken blieben. Für manche Angreifer bedeutete dies das Todesurteil. Steckte die Waffe fest, konnte der Schildträger die Initiative ergreifen, sein Gegenüber aus dem Gleichgewicht bringen und einen beherzten Gegenangriff starten. Wer jedoch ein Ulfberht-Schwert besaß, war vor diesem Schicksal weitestgehend gefeit. Anstatt sich am Schildholz durch die Manege ziehen zu lassen, vermochte der Tiegelstahl sich flexibel den Kampfbewegungen zu beugen. Dem Schwertkämpfer war es dadurch möglich, das Schwert standfest zurückzuziehen und im Kampf die Oberhand zu behalten.

Die spitz zulaufende Klinge des Ulfberht-Schwerts barg noch einen weiteren Vorteil. Der Schwerpunkt der Waffe lag unweit des Griffes. Das sorgte für eine bessere Haptik, denn die Klinge drohte nicht länger, durch ihr Eigengewicht an der Hand des Trägers zu verrutschen. Andererseits führte diese Gewichtsverlagerung dazu, dass bereits mit wenig Aufwand, Hiebe von beachtlichem Tempo möglich wurden. Der Kämpfer konnte seine Klinge komfortabel, aus Handgelenk und Unterarm heraus, in den Feind hebeln. Bei längeren Kämpfen und auf Raubzügen war dies ein kraftsparender und demnach überlebenswichtiger Vorteil. Während andere Klingenwaffen im Nahkampf zu bersten drohten, erwies sich das Ulfberht-Schwert als nahezu unzerbrechlich.

Eine globale Errungenschaft

Die Herkunft des hochwertigen Tiegelstahls ist unsicher. Es ranken sich jedoch Erzählungen um alte Handelsrouten in den Orient. Nordleute und Franken nutzten diese Routen möglicherweise, um den Tiegelstahl und seine Geheimnisse im Austausch gegen europäische Felle zu erwerben. Das würde erklären, warum dieser außerordentliche Rohstoff erst viele Jahrhunderte später wieder in Europa in Erscheinung trat. Demnach waren metallurgische Geheimnisse der Antike aus orientalischen Gestaden maßgeblich für die herausragenden Erzeugnisse der europäischen Meisterschmiede verantwortlich. Das macht das Ulfberht-Schwert zu einer globalen Errungenschaft seiner Zeit. Doch wer war eigentlich dieser Ulfberht?

Jedes Ulfberht-Schwert trägt denselben mysteriösen Namen innerhalb seiner Hohlkehle. Das Einarbeiten dieses Schriftzugs stellte ein großes Risiko für den Schmied dar. Es konnte die Klinge schwächen. Machte er einen Fehler, ließ sich dieser nur durch das komplette Einschmelzen des Rohlings beheben. Dennoch genoss der Name einen solchen Stellenwert, dass er sich immer wieder auf den hochwertigen Klingen wiederfand. Der Name Ulfberht stammt aus dem Frankenreich. Die komplizierte Verarbeitung und die astronomischen Materialkosten lassen entweder auf eine namhafte Schmiede oder auf einen reichen Gönner schließen.

Da die Kirche zur Zeit des Ulfberht-Schwertes unter anderem als Waffenproduzent – im Kampf gegen die heidnischen Nordmänner – fungierte, war Ulfberht möglicherweise ein Abt oder Bischof, der die Schwerter in Auftrag gab. Jedoch mit zweifelhaftem Erfolg. Die Waffen fanden sich schnell in den Händen seiner Feinde wieder. Ungeachtet der genauen Namensherkunft wurde das Ulfberht-Schwert zu einem angesehenen Markenprodukt. Zahlreiche Schmiede versuchten die Waffe mit minderwertigem Stahl zu reproduzieren und sich an den Fälschungen zu bereichern.

Das Ulfberht Schwert – Luxusgut und Statussymbol

Die meisten Krieger des Frühmittelalters kämpften mit Speeren oder Beilen. Schwerter waren der Elite vorbehalten. Das lag einerseits an der schweren Verfügbarkeit des nötigen Materials und andererseits am Aufwand der Herstellung. Das Ulfberht markierte selbst unter Schwertern einen bisher ungekannten Zenit der Handwerkskunst. Demnach fiel es nur dem besonders wohlbetuchten Adel zu, ein Ulfberht-Schwert in den Kampf zu führen. Im besten Fall kam es gar nicht erst zum Einsatz und diente der Familie des Besitzers als herrschaftliches Statussymbol oder als Insignie für hohe Würdenträger.

Das Ulfberht-Schwert beflügelt damals wie heute die Phantasie. Zahlreiche popkulturelle Referenzen finden hier ihren Ursprung. Der Valyrische Stahl in George R. R. Martins “Das Lied von Eis und Feuer” oder das sagenumwobene Mithril sind ebenso mit dem Ulfberht-Schwert verbandelt wie Siegfrieds legendäre Klinge Balmung oder das sagenumwobene Excalibur.