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Zündmechanismen historischer Gewehr-Repliken

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts änderte sich mit der Entwicklung der ersten Luntenschloss-Gewehre die Kriegsführung weltweit. Wie die originalgetreuen Gewehr-Repliken der späteren Steinschloss- und Perkussionsschlossgewehre ist dieser Meilenstein der Waffentechnik heute für Reenactors unverzichtbar bei der Nachstellung historischer Schlachten. Für alle, die noch nicht ganz so tief im Thema sind, haben wir uns die historischen Zündvorrichtungen einmal genauer angeschaut.

Das Luntenschloss – die erste mechanische Zündvorrichtung

Das Luntenschlossgewehr erschien in Europa im Mittelalter, etwa ab Mitte des 15. Jahrhunderts. Dabei hielten klassische europäische Luntenschloss-Gewehre eine langsam brennende Lunte in einer Klemme am Ende eines kleinen gekrümmten Hebels, der als Serpentine oder Schlange bezeichnet wird. Beim Ziehen dieses Hebels senkte sich die glühende Lunte in die Pulverpfanne. Die glimmende Lunte zündete das Schießpulver auf der Pfanne und schließlich über das Zündloch die Hauptladung im Gewehrlauf.

Der Vorteil des Luntenschlosses war die leichtere Handhabung beim Abfeuern. Die glimmenden Lunten der ersten Gewehre mussten noch manuell in die Pulver-Pfanne gedrückt werden. Dadurch hatte der Schütze nur eine freie Hand, um das Gewehr in Position zu halten. Wollte er einigermaßen zielen, benötigte er einen zweiten Mann, der die Lunte hielt. Die Luntenschloss-Mechanik erleichterte dem Schützen dieser Vorgang stark.

Das Luntenschloss-Gewehr hat jedoch ein paar gravierend Nachteile. Der Schütze musste die Lunte häufig korrigieren, damit sie kontinuierlich abbrannte. Zudem war die Lunte sowie das Pulver in der Pfanne feuchtigkeitsempfindlich. Das Pulver konnte aus der Pfanne herausfallen oder von einem Windstoß herausgeblasen werden. Außerdem verriet die glimmende Lunte bei nächtlichen Aktionen oft die Position der Schützen.

Luntenschlossgewehre wurden in Europa, Nordamerika und Asien bis in das frühe 18. Jahrhundert eingesetzt. In den nordischen Kriegen von 1554 bis 1721 spielten die Gewehre unter anderem im Jahr 1564 in der Schlacht an der Ulla und in der Schlacht bei Orsch sowie der Belagerung von Pskow in den Jahren 1581/82 eine wichtige Rolle. Darüberhinaus waren Luntenschlossgewehre im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 und im Englischen Bürgerkrieg von 1642 bis 1649 eine gebräuchliche Waffe vieler Söldner.

Das Steinschlossgewehr –  zuverlässig und einfach zu bedienen

Die ersten Steinschloss-Gewehre wurden Anfang des 17. Jahrhunderts entwickelt und lösten nach und nach die unzuverlässigen Luntenschloss-Gewehre ab. Der französische Waffenschmied Marin le Bourgeoys stellte seine Erfindung dem französischen König Ludwig XIII kurz nach dessen Thronbesteigung im Jahr 1610 vor. Daraufhin wurde das neue Steinschloss-System schnell populär und war bis 1630 in ganz Europa in verschiedenen Formen bekannt.

Bei einem Steinschloss-Gewehr spannt der Schütze einen Federmechanismus vor dem Schuss. Betätigt er den Abzug, schlägt der Hahn mit dem fest eingespannten Feuerstein auf eine als Batterie bezeichnete Metallklappe, mit der sich die Pulverpfanne schließt. Durch diesen Schlag öffnet sich die Pfanne und die durch den Feuerstein von der Batterie abgeschlagenen Funken entzünden das Zündkraut in der Pfanne. Die so erzeugte Stichflamme entzündet durch das Zündloch die Treibladung im Gewehrlauf. Durch die abgedeckte Pfanne und den Feuerstein waren Steinschloss-Gewehre wesentlich unempfindlicher gegenüber Nässe als Luntenschloss-Gewehre.

Das Nothardt-Gewehr M/1801 ist eine typische Steinschloss-Muskete und eine beliebte Gewehr-Replik. Unter anderem wurde es 1806 in der Schlacht von Jena und Auerstedt eingesetzt. Das M/1801 zeichnete sich durch mehrere Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger, dem Preußischen Infanteriegewehr Modell 1780/87, aus. Es war etwa ein Kilogramm leichter, hatte ein kleineres Kaliber und einen kürzeren Lauf. Gute Gewehr-Repliken dieses Modells weisen die gleichen Eigenschaften auf. Beim Nothardt-Gewehr wurde erstmals ein Visier eingesetzt. Zuvor war es allgemein üblich, über den Lauf das Ziel grob anzuvisieren. Steinschlossgewehre wie die ebenfalls als Gewehr-Repliken erhältliche Potsdam Muskete 1740 wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts unter anderem in den Napoleonischen Kriegen und im amerikanischen Bürgerkrieg eingesetzt.

Das Perkussionsschloss-Gewehr – Vorläufer moderner Gewehre

Fassen wir noch einmal zusammen: Bis dato erzeugten die Schützen mittels Stein und Stahl einen Funken, um das Zündkraut zu entzünden. Dabei entwickelt sich viel Rauch und ein Aufblitzen im Moment des Funkenschlags. Gerade bei der Jagd waren dies große Nachteile, da die Jäger das Wild dadurch unfreiwillig warnten. Der schottische Pfarrer Alexander Forsyth wollte dies nicht länger hinnehmen und entwickelte die Waffenzündung mittels Perkussionshütchen, die mit schlagempfindliche Anzündladung gefüllt ist. Dadurch schlägt der vorgespannte Hahn nun beim Betätigen des Abzuges auf die Anzündladung, die folglich die Treibladung entzündet.

Die Gewehr-Repliken des Baker Rifle der Britischen Armee von 1806 mit Perkussionsschloss oder die Gewehr-Repliken der österreichischen Lorenz Muskete von 1854 werden häufig bei der Schlachten-Darstellung eingesetzt. Unter anderem wurden die Originale im Preußisch-Dänischen Krieg von 1848 bis 1851, im amerikanischen Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 und in den Italienischen Unabhängigkeitskriegen von 1860 bis 1870 verwendet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Perkussionsschloss-Gewehr nach und nach durch das Zündnadel-Gewehr abgelöst.