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Kleine Zeitreise: Historische Kleidung für Männer

Tunika, Beinkleid, Wams & Co. – im Verlauf der Epochen zeigt Kleidung für Herren faszinierende Wandelsfähigkeit. Modern adaptiert, finden viele dieser modischen Finessen und Inspirationen heute den Weg auf internationale Laufstege. Dabei ist historische Herrenmode – von der Antike über Mittelalter und Renaissance bis zum Barock – auch stets Spiegel gesellschaftlicher Konventionen und Stimmungen. Willkommen zu einer kleinen Zeitreise!

Männermode der Antike (800 v. Chr. – 600 n. Chr.)

Ägypten und Israel

Was Männer der Antike trugen, reflektierte nicht zuletzt den damaligen Stand der Fertigungskunst: Archäologische Funde zeigen, was mit verschiedensten Materialen und Werkzeugen von Geweben bis Leder in der Antike möglich war. Und schon jetzt verriet Männerbekleidung viel über die gesellschaftliche Stellung seines Trägers. In Ägypten dominierte kühles, robustes Leinen aus Flachs. Je höher der Stand, desto feiner gewebt und umso transluzenter die komplex drapierten Stoffbahnen, garniert mit eingewebten Farbakzenten und Federn. Wolle, weil tierischen Ursprungs, galt übrigens als unrein und war im Tempel zur Religionsausübung verboten, Pelze Priestern vorbehalten. Während die Oberklasse lang trug, trugen Arbeiter und Bauern bei der (Feld-)Arbeit zugunsten besserer Beweglichkeit kurz. Mit dem Neuen Königreich wurde die Herrenmode Ägyptens raffinierter und entdeckte Kleidungsstücke aus mehreren Lagen Leinen mit Innenfutter. Eine ägyptische Besonderheit: Das Tragen von Ornamenten, etwa als Ensembles aus goldenen Plättchen, auf Brusthaut oder Hemd platziert und am Rücken gebunden. Daneben war der Lendenschurz oder Schenti quer durch alle Klassen vertreten.

Hier trugen Männer gehobeneren Standes längere Modelle, kombiniert mit fein drapiertem Umhang oder Tunika. Faltenrock wurde von Frauen und Männern getragen. Dagegen war es verpönt, zuviel nackte Haut zu zeigen: Nacktheit war Zeichen von Armut – nur Sklaven waren nackt. Israelitische Männer trugen den Ezor, eine Hüft- oder Lendenschürze, zuerst aus Tierhaut, dann als einfaches, hautnahes Stück Stoff, per Gürtel zusammengehalten. Diesen löste später die hebräische Kuttoneth ab, eine eng anliegende, bis zum Knöchel reichende grobe Untertunika mit weiten Ärmeln. Allerdings war es nur auf dem Feld erlaubt, ohne Obergewand – der Simla aus schwerem Wollstoff – unterwegs zu sein. In Gesellschaft galt praktisch als nackt, wer sich nur in der Kuttoneth zeigte. Später wandelte sich die Simla vom einfachen Überwurf für jedermann zum ornamental verzierten, knielangen Mantel mit Ärmeln – für Männer von hohem Stand.

Griechen, Römer und Germanen

Auch die alten Griechen trugen Lendenschurz, aber anders als in Ägypten als kurzer Rock oder Schürze geschnitten; der Stoff führte zwischen den Beinen hindurch, um den Genitalbereich zu verhüllen. Ein metallgeschmückter Ledergürtel hielt das Ganze in Passform. Ein praktisches Kleidungsstück, quasi die erste Shorts der Herrenmode: Die antike Variante war komfortabel und bot viel Bewegungsgfreiheit bei sportlichen Aktivitäten. Lange Gewandung dagegen war überwiegend Wetterschutz – wie Mäntel aus Wolle. Das vergleichsweise aufwändige Design der Gewandung war geprägt durch leuchtende Farben. Leinen oder Wollstoff sicherte man(n) durch Klammern oder Stifte (Fibula etc.), um die Taille liefen Gürtel oder Schärpe. Eine innere Tunika, der Chiton – oft gefaltet dargestellt – bestand dagegen aus einfacher, leichterer Wäsche.

Doch während Frauen diesen knöchellang trugen, reichte er beim Mann nur bis zum Knie. Darüber legten griechische Männer und Soldaten den Chlamys, einen Umhang aus nahtloser Wollstoffbahn, der – im Kampf um den Arm gewunden – auch als Schutzschild diente. Und in der kalten Jahreszeit? Ergänzte ein Mantel, der wärmende Himation, den Chlamys. Im alten Rom dagegen war eine Gewandung ohne Toga undenkbar: Der weiße, wollene Einteiler wurde lose um die Schultern drapiert – und mit den Jahrhunderten immer voluminöser und stoffgewaltiger. Seneca persönlich rügte Männer, die die repräsentative Toga nachlässig trugen und verspottete transparente Stoffe bei Männern als weibisch. Ausgewiesenes Statussymbol, trugen Jungen vor der Pubertät die Toga praetexta, zu erkennen an der purpurnen Randeinfassung. Alter, Profession und Rang waren am Togadesign abzulesen: Nur freie Bürger Roms trugen Toga – und das Regelwerk erlaubte nur dem Imperator eine Gewandung in kostbarem Purpur.

Sklaven und Kinder trugen Tunika, die in späterer Zeit – weil oberkleidartig und praktisch – den Sieg über die Toga davontrug. Bei militärischer Bekleidung stach der Muskelpanzer römischer Rüstungen heraus – plus Kürass und Militärmantel. Ja, die Römer erkannten sehr wohl, dass sie modisch speziell waren – auch im Vergleich zu den als Barbaren verhöhnten Germanen. Denn diese trugen Brusthemden und Hosen. Gewebte Woll- und Leinenstoffe zeigten ihre Naturverbundenheit. Gewandung, die sich durch kurze oder lange Beinkleider plus Kittel mit oder ohne Ärmel auszeichnete. Dabei musste die spezielle Wikinger Gewandung vor allem eines – dem kalten Nordwind, sprich, der Witterung trotzen. Vermutlich haben die Wikinger den Zwiebellook oder Lagenlook erfunden? Wadenwickel bzw. Beinwickel, wollene Hosen, Untertunika plus eine weitere wärmende Tunikalage als krönender Outfit-Abschluss sprechen dafür.

Gewandung im Mittelalter (500 – 1500)

Mittelalterliche Beinlinge und Kniebundhosen zum Schnüren gelten als Urmodelle der heutigen Hosen. Dazu trug Mann ein Hemd, geschnitten wie eine Art T-Shirt, jedoch aus Leinen. Hier zeigt sich klar die Ständeordnung: Das einfache Volk aus Bauern, Tagelöhnern und Handwerkern zeigte sich in einer Gewandung aus Wolle und Leinen, Adel und Kaufmannschaft dagegen farbenfroh in Samt und Seide. Und die Herren-Unterwäsche im Mittelalter? Ein einfach geschnittenes Hemd, dazu eine weitgeschnittene kurze Hose, die Bruche, per Bruchenband zu schließen. Darüber zogen Männer eine Oberbekleidung aus einem lässig fallenden Wollstoffkittel, der die Knie bedeckte, Cotte genannt. Als Überwurf über Oberkörper und Rücken diente ein festes Tuch. In gewissen höheren Ständen kleideten sich die Herren auch in weite Pluderhosen, umwunden mit Wadenwickeln; Fibeln bürgten für festen Halt. Später wurde diese Gewandung durch Beinlinge, hautenge Strümpfe, abgelöst. Das Hochmittelalter brachte schließlich das Wams, ein hüftlanges Oberkleid ohne Ärmel, an dem nun besagte Beinlinge oder Ärmel nach Bedarf angedockt – oder besser, angenestelt werden konnten. Darüber trug man – z. B. zum Ausritt – einen Umhang, Heuke genannt.

Herrenmode in der Renaissance (1500 – 1600)

Mit der Renaissance – der Wiedergeburt antiker Ideale – erlebten europäische Gesellschaften die Befreiung von religiösem Dogmatismus des Mittelalters, in Wissenschaft und Kunst. Die Gewandung für Männer erfuhr einen erneuten Wandel in Richtung einer prachtvollen Herrenmode, die die Persönlichkeit und Individualität des Trägers betonte. Etwas, das sich – im Vergleich zum Mittelalter – nicht nur in raffinierteren Schnitten, Farbnuancen und Faltenwürfen zeigte. Auch die Vielfalt verfügbarer Materialien und Gewebe wuchs: Neben Leinen und Wolle traten Samt, Brokat, Damast, Atlas und Pelze auf den Plan sowie Seide als wärmender, eleganter Futterstoff. Kostbare Gewebe, die nicht länger nur wenigen Gutsituierten vorbehalten, sondern nun für größere Gruppen zu haben waren. Ebenfalls neu: Hosen ersetzten nun die Beinlinge, dazu wurde Wams und Jacke getragen. Florenz bildete das Zentrum des so genannten Goldenen Zeitalters, geprägt durch Aufwind des Handels und gesellschaftlichen Umbruch. Zeit zu zeigen, wer man ist – in Status, Bildung und Charakter! Kostbare Stoffe in leuchtenden Farben bestimmten das Bild – eine Gewandung, die in Sonnenlicht wie Kerzenschein einen beeindruckenden Auftritt garantierte. Dabei war diese Herrenmode alles andere als steif, sondern legte den Fokus auf natürliche Bewegungsfreiheit – ob Wams mit voluminösem Ärmel oder Zimarra, eine Art Mantel mit einfachem Verschluss vorn, der sich schnell und unkompliziert abzulegen ließ. Dazu durften prächtige Tricothosen, reich an Details, keinesfalls fehlen. Mehr denn je repräsentierte die Herrenmode der Renaissance den persönlichen Stil, von Kopf bis Fuß.

Barock und Rokoko (1600 – 1770)

Ein Aspekt der Herrenmode des Barock ist die so genannte Soldatenmode, denn der Dreißigjährige Krieg fällt in diese Epoche. Im Frühbarock trugen Männer nach Art holländischer Offiziere weiten Rock, kniehohe Lederkoller und knielange, großzügig geschnittene Beinkleider. Anschließend sorgte Frankreichs prominenter Einfluss für neue Trends in der Herrenmode. Denn jetzt führt Sonnenkönig Ludwig der XIV. modisch Regie: Prunkvolle Gewandung des Adels in Röcken mit Ärmelaufschlag prägen das Bild des Hochbarock. Rheingrafentracht, Wams, Hemd und Jabot mit Halsbinde oder Krawatte kommen europaweit in Mode. Der Barock hat Freude an exzessivem, gern überladenem Formen- und Musterspiel und bewusst inszenierten Farbkontrasten. Dabei liebte es die pompöse Gewandung der Barockzeit bei Hemden und Jacken im Taillenbereich figurbetont und körpernah geschnitten zu sein.

Der Spätbarock addierte den Justaucorps als Oberbekleidung mit breiten Ärmelaufschlägen und die Culotte, die Kniebundhose. Der Mann des Rokoko trug Frack und Anzug – bei knielangem Rock. Dieser Justaucorps, zum Knöpfen oder mit funktionslosen Zierknöpfen, wurde gern offen getragen. Die zugehörigen, ärmellosen und reichverzierten Westen zum Schnüren erlaubten es, die Weite nach Wunsch einzustellen. Mit aufgesetzten Taschen versehen, bedeckte die Weste großzügig die Hüften. Ein unerwartet komfortables Outfit, denn die Kniebundhose (Culotte) war auch am Po weit genug, um bequem darin auszureiten. Trotzdem trat Herrenmode im Rokoko an, alles, was der Barock an kostbarem Prunk aufbot, in seiner letzten Phase noch zu übertreffen – ergänzt um britische Einflüsse. Vorbild ist der englische Landadel mit Reithosen und Jagdmode. Gewandung, in der sich Männer von Rang nicht länger nur bei Hofe, sondern nun zu allen gesellschaftlichen Anlässen in den Salons von Paris selbstbewusst zeigten.

Historische Herrenmode von Antike bis Barock selbst entdecken?

Apropos Selbstbewusstsein: Herrenmode aller Epochen ist gemeinsam, dass sie nicht nur funktionale Aspekte erfüllt, sondern stets auch ästhetische Statements formuliert! Historische Gewandung schmückt, transportiert Stimmungen und ist Ausdruck von Lebensgefühl. Lange Rede, kurzer Sinn: Erlebe historische Mode für Männer einfach selbst, von Tunika bis Klappenrock, Cotte bis Justaucorps – und Vieles mehr …!