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Der Thorshammer in der nordischen Mythologie

Thorshammer ist der Kriegshammer von Thor und trägt den Namen Mjölnir. Die nordische Mythologie ist untrennbar mit ihm verbunden und er gilt als das Wikingersymbol schlechthin. Bis heute ist Thorshammer ein beliebtes Symbol für Stärke und Tatkraft. Wie er entstanden ist, welche Bedeutung er hat und warum er am häufigsten in Frauengräbern gefunden wird, liest Du in diesem Beitrag.

Die Entstehung von Mjölnir

Die Edda kennst Du sicher. Die nordische Mythologie findet dort ihr literarisches Abbild. Und vielleicht weißt Du auch, dass es zwei Versionen der Edda gibt. Eine jüngere in Liedform und eine ältere als Prosa. Zum Thorshammer gibt es deshalb zwei Geschichten.

Mjölnir in der Snorri-Edda

Sif, die schöne Frau Thors, besaß wundervolles blondes Haar. Loki, stets für einen Streich zu haben, schnitt es in der Nacht ab. Keine gute Idee, denn Thor erwischte ihn und war, milde formuliert, nicht sehr erfreut: Eigentlich wollte er ihn umbringen. Stattdessen wurde Loki zu den Zwergen geschickt, damit sie für Sif Haar aus Gold schmieden sollten, das wachsen würde wie normales Haar. Aber sie schmiedeten mehr als das: Es entstand ebenso Odins Speer und das Schiff Skidbladnir. Damit machte sich Loki auf den Heimweg und traf den Zwerg Brokk, der meinte, er und sein Bruder können ebenso wundersame Dinge schmieden. Loki wettete seinen Kopf, dass sie das nicht könnten.

Brokk ging zu seinem Bruder Sindri und beide legten los. Brokk betätigte den Blasebalg. Weil eine Fliege Brokk so sehr zwischen die Augen stach, dass ihm das Blut in die Augen lief und er kurz die Hand vom Blasebalg nahm, um die Fliege zu verscheuchen, kam der Thorshammer mit einem sehr kurzen Stiel aus dem Feuer.

Mjölnirs Zauberkraft war trotzdem groß: Thorshammer ist unzerstörbar, er kehrt immer zu Thor zurück, wenn Thor ihn wirft und er kann so klein werden, dass Thor ihn unter seiner Kleidung verstecken kann. In einer Götterversammlung erklärten die Götter Thorshammer zum besten Werkstück. Loki entkam – jedoch nicht ganz ungeschoren mit zugenähtem Mund.

Mjölnir in der älteren Edda

Die zweite Geschichte in der nordischen Mythologie erzählt, wie der Riese Thrym eines Nachts Thorshammer stiehlt. Thrym will Mjölnir behalten, bis man ihm die Göttin Freya als Braut bringt. Nichts leichter als das, denken sich Loki und Thor, und verkleiden sich als Brautjungfer und Braut.

Als Thrym ihnen ein gastliches Mahl vorsetzt, wird er etwas stutzig. Thor verspeist einen Ochsen, acht Lachse, alle Süßigkeiten und trinkt reichlich Met. Loki rettet die Situation, indem er Thrym erzählt, die Braut habe sehr lange nichts gegessen. Als Zeichen der Segnung zur Hochzeit legt Thrym Mjölnir in Thors Schoß, woraufhin Thor den Riesen erschlägt.

Symbolische Bedeutung des Thorshammer

Wie alle Sagen verbindet auch die nordische Mythologie übersinnliche Geschichten mit der Realität. Thorshammer ist nicht nur die beste Waffe der nordischen Götterwelt, sie hat auch andere Funktionen.

Der Donnergott Thor war der Beschützer der Menschen vor den Riesen. Das ist seine Funktion als Schutzgott, weshalb der Thorshammer gern als Amulett getragen wurde und wird. Doch Thor ist auch ein Wetter- und Fruchtbarkeitsgott. Als Segnung der Ehe wird der Braut ein Thorshammer in den Schoß oder ins Ehebett gelegt. In Ausgrabungen wurde der Hammer am häufigsten in den Gräbern von Frauen gefunden. Der Thorshammer hat eine Funktion als Waffe und auch als Instrument der Weihung, des Schutzes und der Heilung.

Mjölnir symbolisiert ursprünglich alle Funktionen des Gottes Thor. Als Verteidiger und Beschützer der Menschen hielt Thor Gefahren von ihnen ab (zu damaliger Zeit vor allem Naturgefahren), sorgte für ausgeglichenes Wetter und ausreichend Nachwuchs in den Gemeinden. Mjölnir ist ein durch und durch ambivalentes Symbol. Einerseits zeigt es die zerstörerische Kraft von Blitz und Donner; nach dem Gewitter erscheint aber der Regen, der das Land segnet. Auch dafür steht der Wettergott Thor.

Die nordische Mythologie sieht den Thorshammer als Symbol, Chaos abzuhalten und die göttliche Ordnung beizubehalten. In allen Zeremonien, sei es Geburt, Hochzeit, die Segnung eines Feldes und wahrscheinlich auch bei Begräbnissen trägt Mjölnir den Charakter, die Welt in ihren Fugen zu halten. Diese umfassende Bedeutung ist der Grund, weshalb Mjölnir bis heute ein herausragendes Symbol der Wikingerzeit ist.
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Zum Weiterlesen:
Karl Simrock (Hrsg.): Die Edda, die ältere und jüngere, nebst den mythischen Erzählungen der Skalda, 6. Aufl., Stuttgart 1876.
Die Erschaffung Mjölnirs in der Lieder-Edda, übersetzt von Karl Simrock 1851: http://www.skaldenmet.com/1klass/liederedda_simrock/1liederedda.htm
Alfred Becker: Mjölnir: Runen auf dem Thorshammer von Købelev (Lolland)